Europäische Kulturgeschichte Nachkriegszeit und Gründerjahre, 1945 bis 1961
Geschichte: Nachkriegszeit und Gründerjahre, 1945 - 61 (10. und 17. Oktober 2024)
Die beiden einordnenden Geschichtstermine werden einen Einblick in die Nachkriegszeit Deutschlands sowie die Gründerjahre bieten. Dabei werden wir verschiedene Aspekte der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen dieser bedeutenden Epochen beleuchten und auch einen Blick "über den Tellerrand" ins restliche Europa werfen.
Sarah Epping
Philosophie in der Nachkriegszeit (7. und 14. November 2024)
In der Nachkriegszeit dominierte zunächst noch die Existenzphilosophie, vor allem die französische Variante von Sartre und Camus. Gleichzeitig diskutierte man auch schon „Die Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer und Adorno. Auch Blochs „Prinzip Hoffnung“ fand seine Leser in West und Ost. Diesen linken Tendenzen stand einerseits die Position Gehlens, andererseits der Positivismus Poppers gegenüber. Wenn Philosophie der „Geist der Zeit in Gedanken gefasst“ (Hegel) ist, dann bekommt man in diesen unterschiedlichen Denkansätzen den damaligen Zeitgeist besonders gut zu fassen.
Dr. Peter Lucke
Kunstgeschichte (21. und 28. November 2024)
Kunst des Abstrakten Expressionismus, Tachismus, Informel und Art Autre: Aufbruch in eine neue malerische Ära
Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich die Malerei in New York in Aufbruchstimmung. Junge amerikanische Künstler wie Jackson Pollock, Franz Kline, Willem de Kooning, Robert Motherwell schlossen sich lose zu einer Gruppe zusammen, die von Kritikern als „action painter“ bezeichnet wurden. Sie zählen in der Kunstgeschichte zum Abstrakten Expressionismus. Der Begriff Abstrakter Expressionismus stammt von dem Direktor des New Yorker MOMA, Alfred Barr, der ihn auf die impulsive Kunst Amerikas der 1940er- und 1950er-Jahre anwandte. Der Malakt selbst wurde zum Inhalt der neuen Kunstrichtung.Parallel zum Abstrakten Expressionismus in Nordamerika entwickelte sich auch in Europa unter dem Eindruck des Surrealismus und dessen „Ecriture automatique“ eine gestische Malerei. Sie findet sich im Werk von Wols oder Hans Hartung.Die gegenstandslose Malweise wird „Tachismus“, abgeleitet von dem französischen Wort tache für Fleck oder „Informel“ sowie „Lyrische Abstraktion“, ein 1947 von dem französischen Künstler Georges Mathieu geprägter Begriff („abstraction lyrique“), genannt. Er lässt sich beziehen auf Willi Baumeister, Emil Schuhmacher oder K.R.H. Sonderborg.
Pop Art und Nouveau Réalisme: Der Alltag wird Kunst
Abgeleitet von „popular art“ oder „Volkstümliche Kunst“ wird der Stilbegriff „Pop Art“ 1954 von dem britischen Kunstkritiker Lawrence Alloway gebildet. Triviale Bildmotive aus der Welt des Konsums, der Massenmedien, der Werbung und der Comicstrips werden von den Künstlern der Pop Art aufgegriffen. In Großbritannien nahmen Künstler wie Richard Hamilton, Ronald B. Kitaj, David Hockney oder Allen Jones eine wichtige Rolle ein. In den USA verzeichneten Robert Rauschenberg, James Rosenquist, Andy Warhol oder Roy Lichtenstein große Erfolge. Eine neue Wirklichkeit des Alltags band neben der amerikanischen Pop Art die europäische Kunstbewegung des Nouveau Réalisme in ihre Kunst ein. Die französische Künstlergruppe „Nouveau Réalistes“ wird am 27. Oktober 1960 in der Pariser Wohnung von Yves Klein gegründet. Zur Gruppe gehören auch Arman, Spoerri, César, Tinguely oder de Saint-Phalle. Die Künstler*innen unter der geistigen Führung von Pierre Restany stellen die Lebenswirklichkeit mit vorgefundenen Alltags-Gegenständen dar.
Dr. Martina Kitzing-Bretz
Literatur (12. und 19. Dezember 2024)
Theater in der Nachkriegszeit: Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter. Ein Lehrstück ohne Lehre“ (1958)
„Biedermann und die Brandstifter. Ein Lehrstück ohne Lehre“ (1958) ist neben „Andorra“ Max Frischs bekanntestes Drama, eines der erfolgreichsten Stücke der Nachkriegszeit und von den Schauspielbühnen nicht mehr wegzudenken. Es soll hier als ein Beispiel für die Theaterlandschaft der Nachkriegszeit stehen. Zum Inhalt: Der wohlhabende Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann nimmt zwei Brandstifter in seinem Haus auf, obwohl sie ihm von Anfang an zu verstehen geben, dass sie sein Anwesen anzünden werden. Statt sich gegen die offenkundige Gefahr zu wehren, versucht er, die Kriminellen durch freundliches Entgegenkommen gnädig zu stimmen.
In unserem Seminar werden wir uns mit dem Inhalt und verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten des parabelhaften Dramas befassen. Dabei werden wir etwa erörtern, inwiefern dieses Stück keine Tragödie darstellt und inwiefern die Rolle von Biedermann als Paradebeispiel für politische Dummheit gilt. Darüber hinaus werden wir einen Blick auf die Theaterlandschaft der Nachkriegszeit und die damalige Rezeption des Dramas werfen, aber auch ergründen, inwiefern das Stück noch immer aktuell ist.
Eine vorige Lektüre des Stücks ist sinnvoll, jedoch keine Voraussetzung.
Lyrik, die "zwischen die Zeiten" gerät: Seminar zur Dichterin Mascha Kaléko (1907-75)
Mascha Kalékos Leben war nicht von Glück gezeichnet: Flucht und das Gefühl von Heimatlosigkeit prägten die 1907 geborene galizische Jüdin ebenso wie der frühe Tod ihres Sohnes und der Verlust ihres Ehemanns. Mit ihrer Lyrik fand sie ein Ventil, um gegen die zahlreichen Schicksalsschläge anzuschreiben.
In diesem Seminar beleuchten wir zunächst Leben und Werk der Lyrikerin: Im Berlin der 1930er-Jahre berühmt geworden, fand sie durch die Flucht vor den Nazis und ihr Exil in New York und Jerusalem dann jedoch keinen Anschluss mehr an die Lyrikszene der Nachkriegszeit. Wir werden erörtern, welche Merkmale die Lyrik nach 1945 besitzt und in einer Gedichtanalyse vergleichen, wie sich Kalékos Gedichte davon absetzen.
Nina Piorr
Musikgeschichte (16. und 23. Januar 2025)
Die NS-Zeit hatte die Moderne Musik in den Untergrund oder in das Exil getrieben. Zudem hatte nationalsozialistische Propaganda die großbesetzten Werke der Romantik zur Inszenierung von Macht missbraucht. So war diese Musik vielen Menschen und vor allem den jungen Komponisten suspekt oder zuwider. Die Auseinandersetzung mit der jüngeren Vergangenheit und dem Schaffen von Schönberg, Strawinsky und Hindemith stand zunächst im Mittelpunkt, bald jedoch entwickelte man neue Ideen, Konzepte und Theorien. Mit der Mathematik als strenge Basis und durch die Begegnung mit der Musik Olivier Messiaens wurde die Serielle Musik zum einflussreichen Modell dessen was man nun als Avantgarde und in dogmatischer Strenge als allein gültig ansah. In dem bisher als unbedeutend erachteten Feld der Popularmusik gewann der amerikanische Jazz immer mehr an Bedeutung, und so ist die Nachkriegszeit im Bereich der Musik voller Spannungen und Auseinandersetzung.
Dr. Matthias Schwarzer
Änderungen vorbehalten.
Status:
Kursnr.: W201A121
Beginn: Do., 10.10.2024, 09:30 - 12:00 Uhr
Dauer: 10
Kursort: vhs, Deutschhof, Raum 401/Atelier
Gebühr: 135,00 €
Kirchbrunnenstr. 12
74072 Heilbronn
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